Rede zum Humboldtjahr 2010

Wer sich auf Wilhelm von Humboldts Bildungsbegriff beruft, der gilt schnell als reaktionär. Mir liegt daran, ganz im Gegenteil die Modernität der Humboldtschen Bildung darzustellen, und zu zeigen, wie reaktionär jene sind, für die Berufsvorbereitung und Arbeitsmarkteignung die vorrangigen Bildungsaufgaben sind. Dabei berufe ich mich nicht nur auf die disparaten schriftichen Äußerungen Wilhelm von Humboldts. Ich verbinde sie vielmehr mit der "gelebten Bildung" der Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt.

… „Die „gelebte Bildung“ der Brüder Humboldt hat eine unverzichtbare ethische Komponente. In ihrem Sinne gebildet ist letztlich nur, wer das Korsett der Dogmen und festen Wahrheiten nicht braucht und wer akzeptieren kann, dass andere anders denken als er. Gebildet im Sinne der Humboldts ist nur, wer es ertragen kann, mit der unvermeidlichen Kränkung seiner Ideale durch die Realität und durch andere zu leben. Gebildet nenne ich nur jene Menschen, die ihrem Mitmenschen mit Respekt und Toleranz begegnen.“ …

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